„Zuhause in mir“ sein bedeutet (für mich) auch, ein Leben im Einklang mit meinen Werten zu leben. Konsequent, also stimmig handeln gehört für mich dazu. Das ist nicht immer leicht, nicht immer ist uns klar, wie es uns beispielsweise in Bezug auf eine bestimmte Sache/Person geht, bzw. welche Haltung wir zu einem bestimmten Thema haben.
Eine Haltung kann unter anderem über die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten erreicht werden.
Das ist sicher nichts, was man einmal macht und dann ist man ein für alle mal ganz klar im Bezug auf die eigenen Werte und schafft es immer und überall zu 100% danach zu leben.
Zum einen glaube ich, die Werte können sich entwickeln, so wie wir uns auch (weiter-) entwickeln und zum anderen ist ein Handeln, das an den eigenen Werten orientiert ist, sicher erstrebenswert, doch meines Erachtens etwas, bei dem es keinesfalls um Perfektionismus gehen sollte.
Wer perfektionistisch und unreflektiert seine eigenen Wertmaßstäbe auf andere Menschen anwendet, läuft Gefahr selbstgerecht, ja selbstherrlich zu werden.
Natürlich kann ich für meine eigenen Werte eintreten und ein werteorientiertes Leben anstreben, aber wer gibt mir das Recht meine Werte anderen überstülpen zu können?
Gerade im Zusammenleben mit anderen ist es nicht immer leicht nach den eigenen Werten zu leben, insbesondere, wenn diese anderen mit den eigenen Werten nur wenig oder garnichts anfangen können.
Nun, dennoch, die eigenen Werte nicht zu verleugnen und weiter nach Ihnen zu leben kann auch bedeuten, ein Vorbild für andere zu sein!
Verbundenheit als Wert
Einer meiner Werte, der mir erst aktuell als solcher wirklich bewusst geworden ist, ist Verbundenheit.
Gerade in Zeiten der eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten fiel mir persönlich und bei meinen Klienten auf, wie elementar wichtig es ist, sich verbunden zu fühlen.
Verbundenheit ist ein Wert, den viele Menschen haben, sich verbunden zu fühlen, als Teil einer Gemeinschaft, einer Partnerschaft, Familie, Freundschaft oder auch eines Teams gibt uns das Gefühl wichtig, wertvoll für andere zu sein. Das wiederrum steigert das Selbstwertgefühl, lässt uns zufriedener mit uns selbst sein, lässt uns ausgeglichener sein, entspannter im Umgang mit anderen.
Fragen die helfen können
Es gibt viele verschiedene Wege sich seinen Werten zu nähern, manchmal werden sie uns erst dadurch bewusst, dass wir merken, was uns fehlt.
Aber was kann ich tun, um mich verbundener zu fühlen?
Dazu ist es meines Erachtens wichtig, dass jede*r einzelne sich Fragen beantwortet wie:
- Mit welchen Menschen möchte ich mich überhaupt verbunden fühlen?
- Woran merke/spüre ich, dass ich mich verbunden fühle?
- Wenn ich mit einer Person früher ein verbundenes Gefühl hatte, das mir heute fehlt, hilft es in sich hineinzuspüren, wie es sich damals angefühlt hat. Woran habe ich die Verbundenheit gespürt?
- Möchte ich dieses Gefühl der Verbundenheit mit dieser Person wieder anstreben oder ist es vielleicht durch beiderseitige Entwicklungen an der Zeit ein neues Gefühl der Verbundenheit zu gestalten?
- Der Elternteil, dem beispielsweise die Verbundenheit zu den Kindern fehlt, die mittlerweile Jugendliche sind, kann sich fragen, welche neuen Formen der Verbundenheit er/sie anbieten kann?
- Was kann ich konkret tun, um mich mit dieser oder jener Person verbunden (-er) zu fühlen?
- Getreu dem Motto „Sei du die Veränderung, die du sehen willst“, frage dich, was ist ein erster kleiner Schritt, der bei mir zu mehr Verbundenheit mit dieser Person führt?“
Aktiv werden
Ich muss bereit sein, etwas zu geben, mir Gedanken über meine Beziehungen machen und darüber, wie ich sie gerne hätte, wie ich mich in ihnen fühlen möchte und vor allem, was ICH tun kann.
Das braucht manchmal Kraft und ist sicher nicht immer einfach, vor allem, wenn uns schmerzhaft deutlich wird, wo uns Verbundeheit fehlt.
Aber es ist auch eine großartige Chance, sich auf den Weg zu mehr Verbundenheit zu machen!
Verbundenheit zu leben bedeutet sicher für jeden Menschen etwas anderes und die Wege zu mehr Verbundenheit sind so vielfältig wie wir Menschen.
Konkret könnte es bedeuten, an jemanden eine nette Nachricht zu scheiben, eine Karte oder einen Brief. Ich könnte jemanden anrufen, mich erkundigen, wie es ihm/ ihr geht, mich vielleicht zum Kaffee oder Tee trinken verabreden oder zu einem Spaziergang.
Sich wirklich auf den anderen einzulassen, aktiv zuzuhören und auch sich selbst wahrhaftig mitzuteilen sind essentiell für wirkliche Verbundenheit.
Mit Kindern/ Jugendlichen braucht es mitunter noch andere Wege um wieder mehr Verbundenheit herzustellen. Das kann das Gespräch beim gemeinsamen Einkaufen sein oder beim Weg zum Sport (im Auto können sich manche Menschen leichter öffnen). Das kann über eine gemeinsame Aktivität wie ein Spiel oder dem Spaziergang mit dem Hund oder vielleicht sogar über eine gemeinsame Klettertour geschehen.
Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass eine gute Verbindung zu sich selbst natürlich essentiell ist und dass wir uns nicht nur mit Menschen, sondern mit der Erde und allen Wesen verbunden fühlen können. Das hätte mir heute hier zu weit geführt, denn dann wäre ich an meinem eigenen Perfektionsimus gescheitert und hätte diesen Artikel nicht auf den Weg gebracht, trotzdem möchte ich mich bei der Instagram Kommentatorin „Kraftplatz“ bedanken, die diesen wertvollen Gedanken unter meinen Post vom 27.5.20 geschrieben hat!
Wie ist das mit dir, wann fühlst du dich verbunden, wie gestaltetst du Beziehungen um dich verbunden (-er) zu fühlen? Hast du ganz eigene Tipps, die du teilen magst?
Wie immer freue ich mich über Austausch in den Kommentaren!
Hoffentlich bis bald,
Deine Iris
Juni 1, 2020 at 11:42 am
Liebe Iris,
ein sehr schöner Artikel mit tollen Fragen 🙂 Jetzt ist der Wert Verbundenheit für mich greifbarer geworden. Ich würde sagen, ich fühle mich dann verbunden, sowohl mit anderen Menschen als auch mit mir selbst, wenn ich mich geben kann, wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen. Das ist auch ganz passend zu einem meiner eigenen wichtigsten Werte, nämlich der Authentizität.
Ich stimme dir übrigens zu: Werte sind nicht statisch, sondern können sich weiterentwickeln. Unsere Werte können ja je nach Lebenslage variieren oder zumindest die Prioritäten unserer Werte. Das finde ich übrigens auch eine wichtige Übung zur Selbstreflexion: Wenn man schon eine Reihe von Werten hat, sich dann noch eine Priorität zu überlegen. Welcher Wert ist mir am wichtigsten / am zweitwichtigsten / … ? Das ist meiner Erfahrung nach bei wichtigen Entscheidungen ziemlich hilfreich.
Liebe Grüße, Aljona
Juni 1, 2020 at 12:39 pm
Hallo Aljona,
Was für ein wertvoller Kommentar zum Thema Werte 🙂 !!!
Oh ja, Authentizitä zählt auch zu einem meiner Werte und ist oft ziemlich hilfreich, gerade im Zusammensein mit Menschen, die uns herausfordern.
Auch, wenn es sicher einige ziemlich universelle Werte gibt (was ich jedenfalls hoffe) so ist das Thema doch sehr individuell, daher finde ich ich, das Fragen weiter führen als fertige Antworten. Daher habe ich meinen Text eher mit Fragen aufgebaut, auf die jede*r eigene Antworten finden kann..
Danke für deinen Gedanke zur Priorisierung!! Da stimme ich dir absolut zu, das kann eine sehr wichtige Hilfestellung sein!!
Liebe Grüße, Iris